On the road - Tag 3
Keine Ahnung, wo ich nun anfangen soll. Der Tag war lang. Ich bin seit 5:10 Uhr auf. Saß fünfeinhalb Stunden im Bus, davon bin ich drei Stunden so durchgeschaukelt worden, dass mein IPhone-Schrittzähler dachte, ich laufe. Ich wurde gefahren. Mit einem Minibus durch die Berge am Rande der Albanischen Grenze zu Griechenland. Ich hatte dabei ziemlich gemischte Gefühle. Einerseits fand ich es ganz cool, dass ich in diesem Bus sitze, dessen Federung mir so ein Kettcar-Gefühl verschaffte und dessen Frontscheibe gerade so gut geputzt war, dass der Fahrer ausreichend hinausschauen konnte. Auch wie voll der Bus war und was immer noch hineinpasste an Gepäck, Kartons und Säcken. Soviel, dass der Gang nicht mehr begehbar war. Und 16 Menschen saßen auf 14 Plätzen. Fand ich gut. Es hat mich auch nicht besonders beeindrucken können, dass der Fahrer mit angezogener Handbremse und Vollgas so lange aus der Stadt rausgefahren ist, bis es die unsensibelste Nase auch riechen konnte. Auch nicht die daraus folgende Lüftungsaktion. Yeah, habe ich gedacht: Hier Balkan! Oder so ähnlich. Erst als wir nach etwa einer Stunde auf schmalen ziemlich schlaglöchrigen Straßen, meist ohne Randbefestigung, eine ganz ordentliche Höhe kurz unterhalb der Baumgrenze schmalspurig erklommen haben und die Abschüssigkeiten sich deutlich zeigten, empfand ich - bei aller Freude am Abenteuer - eine gewisse Unsicherheit. Als es abwärts ging, vermied ich es, zur falschen Zeit aus dem richtigen Fenster zu schauen. Stattdessen nutzte ich die Sprachmemo-Funktion des Telefons, um eine Playlist aufzunehmen: The Korca-Gjirocaster-Moves 2018. Falls ich es überleben werde, dachte ich, entschlüssle ich alles mit meiner Shazam-App. Ich habe jetzt zu tun. Zumal der Busfahrer von Minute 1 - 180 (ca.) äußerst coolen Balkan-Techno aufgelegt hat. Als alles überstanden war, also nach der Cafe-Pause am Ende der Welt, wo den Busfahrer natürlich alle kannten, legte er so 80er-Jahre-Zeug auf. 'Live is live' von Opus und so. Ich hatte Spaß. Ich glaube, er meinte es ernst.
Ich bin jetzt in Gjirokastra. Unesco-Weltkulturerbe. Es ist ein bisschen bedroht anscheinend. Weil Leute zu wenig Sinn für Schönheit besitzen und Ziegel anstelle von diesem Schiefergestein zum Dach decken benutzen. Das ist verboten! Das nur am Rand.
Auffällig ist: Anders als anderswo in Albanien gibt es hier Touristen. Deutsche auch.
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