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18 - Abschied, so: Es ist mein letzter Vormittag in Tirana, ich habe gepackt, alles steht bereit zur Abfahrt zum Flughafen. Es ist halb zwölf und ich bin meinen üblichen Weg zum Bazar gegangen und habe dabei der Frau im Lebensmittelgeschäft, die ich lieb gewonnen habe und deren Tochter in München studiert, eine albanische PAULA vorbeigebracht.  Und jetzt sitze ich im Cafe Noor, wo ich immer gerne war, und bin etwas wehmütig.  Keine Ahnung warum, aber Albanien eignet sich gut für Wehmut, für Melancholie und sowas. Vielleicht passt Wehmut besser in die albanische Unfertigkeit als in die deutsche Aufgeräumtheit.  Außerdem bin ich etwas verkatert. Was diese sentimentale Empfindlichkeit noch befördert. Ich konnte es gestern Abend nämlich nicht lassen, nach einem wunderbaren Abschieds-Essen, samt ausrechend Wein, mit meinen lieben Leuten, hier bei Fishop (Love!) noch in die Hemingway-Bar (Love!) zum Rum einzuladen. Ich habe seit drei Jahren keinen Rum mehr getrunken und davor m
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17 -  Das ist jetzt ein Text für Albanien Sie waren sehr gut! -  Seit ich hier bin, habe ich einmal pro Woche mit acht SchülerInnen und StudentInnen in einer Schreibwerkstatt an Texten zu Träumen gearbeitet. Solche aus der Nacht, die oft schwer sind, und solche aus dem Tag, die oft schön sind. Wir haben Schreibübungen gemacht, wir haben darüber gesprochen, warum uns manche Texte berühren, interessieren und andere eben nicht so. Auch über kleines Handwerkszeug beim Schreiben und ein bisschen über das Leben. Herausgekommen sind schöne kleine Texte, die wir gestern Abend bei TIRANA TIMES in der Peter Boghdani vorgestellt haben. Die Studenten haben gelesen. Ich habe moderiert. Ich war stolz.  Aber ich musste, in einer Zwischenrede, vielleicht auch ein bisschen Deutsch sein. Ich finde es nämlich unverschämt, wenn man zu einer Lesung kommt, aber nicht, weil man zuhören will, sondern womöglich, weil man sich sehen lassen oder mit mir einen Termin vereinbaren möchte. Man kommt also

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16 - Albanien Warum wollen hier eigentlich alle jungen Leute nach Deutschland? Klar, lebe ich hier nicht für immer, aber ich bin nun seit drei Wochen hier, und alles, was ich um mich herum mitkriege, fühlt sich kein bisschen schlechter an als in Deutschland. Außerdem sehe ich, dass sich in diesem Land, seit ich das letzte Mal hier war, (2015), ziemlich viel bewegt hat, verändert. Dass sich klassische europäische Standards etablieren und vor allem, dass es Leute gibt, die ziemlich was auf die Beine stellen, und damit auch noch sehr gut Geld verdienen. So zum Beispiel Altin Prenga von Mrizi i Zanave, einem Agritourismo und Slow- Food Restaurant, tief in der albanischen Pampa (aber echt!), gut eineinhalb Stunden von Tirana entfernt. Vor zehn Jahren hat er sein Slow-Food-Konzept mit seinem Landwirtschaftsbetrieb begonnen, vor acht Jahren mit seinem Restaurantbetrieb. Er arbeitet mit zweihundert Familien aus der Region zusammen, die ihm alles bringen, was sie in ihrem Garten haben.

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15 - Tirana Gar nicht gut ist: wenn bei engen Freunden etwas Schlimmes passiert  und man nicht da ist. Auch nicht so gut: sowas wie Grippe und schlechter Schlaf. Was grade noch geht: die Sache mit der Ehekrise in der Nachbarswohnung und Wasserausfall. Was nicht ganz schlimm ist, aber auch nicht so schön: Taubenscheiße auf dem Balkon und lieb Lächeln bei zu-spät-kommen.  Ich habe keine Ahnung, wie sich das mit dem Heimweh genau verhält. Ich habe es selten, ich habe manchmal Sehnsucht. Aber Heimweh eher nicht so, weil ich mich schnell irgendwo zuhause fühlen kann. Hier in Tirana zum Beispiel war das gar kein Problem. Bereits vor drei Jahren nicht. Und auch dieses Mal nicht. Ich habe schnell Orte gefunden, an denen ich mich wohl fühle. Wo ich gerne einen Cafe trinke, gerne zu Abend esse, Wasser kaufe, kurz was rede. So. Es gibt Wege durch die Stadt, die mir gefallen und es ist kaum mehr notwendig, meinen Tirana-Stadtplan aufzuklappen. Meist weiß ich, wo ich bin. Ich kenne mich aus

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14 - Hier so: Die Zeit rennt. Es bleiben mir noch genau neuneinhalb Tage inklusive heute. So lange war ich beim letzten Mal (vor drei Jahren) hier. Als ich gestern Alketa vom Goetheinstitut sagte, dass es wohl gar nicht mehr reicht, noch nach Berat zu fahren, meinte sie: Du hast soviel gesehen schon und soviel gemacht! Und dass das nicht schlimm sei. Ich finde es ein bisschen schlimm. Ich würde gerne alles sehen. Aber ich habe zuviele Termine noch und außerdem zuviele Dinge noch vor. Zum Beispiel möchte ich nächste Woche noch mit albanischen Jugendlichen über Hoffnungen und Träume sprechen, und warum sie Deutsch lernen, ich würde gerne noch die Roma-Familie finden, mit der ich (untern anderen) vor drei Jahren gesprochen habe, aber bisher weiß ich nicht, wo sie ist. Ich möchte mit den Jugendlichen und jungen Leuten aus meinem Schreib-Workshop eine coole Abschlusslesung machen. All sowas.  Heute kommt A. und ich freu mich darauf, mit ihm hier herumzulaufen, ihm Orte zu zeigen, die

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13 - Shkodra  Wahrscheinlich habe ich es nicht geglaubt, bis ich es gesehen habe. PAULA ist auf Albanisch erschienen. Und als ich das (schön gemachte) Buch von Silvana (meiner albanischen Verlegerin) beim Essen in die Hände gedrückt bekomme, muss ich weinen. - Vielleicht wegen Paula, der echten. Also meiner Großmutter, die es jetzt bis Albanien geschafft hat. Den ganzen Tag laufe ich herum mit so einem heiter melancholischen Gefühl, so einer Dünnhäutigkeit, als könne mich alles noch leichter bewegen als sonst. Ich glaube es ist so. Und ich bin froh, um den Schutz meines Begleittrupps.  Es sind zwei intensive Tage, in denen ich das Gefühl habe, alle zeigen sich näher, als gewöhnlich, Arian, wenn er die (albanische) Einführung für mein Buch hält, die ich nicht wirklich verstehe, aber die mir wie eine verdichtete Erzählung vorkommt; Silvana, wenn sie mir über ihre eigene Großmutter erzählt und Stellen aus Paula, in denen sie Augenblicke wieder gefunden hat, die sie sehr angeg

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On the road - 5 Das wird jetzt ein Turbo-Blog. Weil ich - zwar zurück in Tirana seit gestern Abend - in einer halben Stunde schon wieder los muss, wir fahren nämlich im Team-Bus nach Shkodra, wo ich heute am Abend lese. Mit Alketa und Christian vom Goethe-Zentrum und Arian und Silvana Leka, die mein Buch auch Albanisch gemacht haben: Es erscheint heute! Aber ich glaube, ich schaff das in der Kurzversion, weil alles eigentlich zusammenhängt. Die Ehekrise, der Mercedes 220D, das Busfahren und so weiter. Gestern also stieg ich um 11:00 Uhr in Sarande am Ionischen Meer ganz im Süden von Albanien in einen Kleinbus nach Vlora. Obwohl ich bereits eine halbe Stunde vor Abfahrt dort war, schaffte ich es nur mit großem Nachdruck, einen Platz in der ersten Bank zu ergattern, was ich unbedingt wollte. Später aber bereuen würde. Wegen meiner Höhenangst. Wir fuhren also los, 11:30 der Adria entlang durch die Berge, in Himare dachte ich, da hätte ich hinfahren sollen, weil endlich war mal ei