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Showing posts from October, 2018

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18 - Abschied, so: Es ist mein letzter Vormittag in Tirana, ich habe gepackt, alles steht bereit zur Abfahrt zum Flughafen. Es ist halb zwölf und ich bin meinen üblichen Weg zum Bazar gegangen und habe dabei der Frau im Lebensmittelgeschäft, die ich lieb gewonnen habe und deren Tochter in München studiert, eine albanische PAULA vorbeigebracht.  Und jetzt sitze ich im Cafe Noor, wo ich immer gerne war, und bin etwas wehmütig.  Keine Ahnung warum, aber Albanien eignet sich gut für Wehmut, für Melancholie und sowas. Vielleicht passt Wehmut besser in die albanische Unfertigkeit als in die deutsche Aufgeräumtheit.  Außerdem bin ich etwas verkatert. Was diese sentimentale Empfindlichkeit noch befördert. Ich konnte es gestern Abend nämlich nicht lassen, nach einem wunderbaren Abschieds-Essen, samt ausrechend Wein, mit meinen lieben Leuten, hier bei Fishop (Love!) noch in die Hemingway-Bar (Love!) zum Rum einzuladen. Ich habe seit drei Jahren keinen Rum mehr getrunken und davor m

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17 -  Das ist jetzt ein Text für Albanien Sie waren sehr gut! -  Seit ich hier bin, habe ich einmal pro Woche mit acht SchülerInnen und StudentInnen in einer Schreibwerkstatt an Texten zu Träumen gearbeitet. Solche aus der Nacht, die oft schwer sind, und solche aus dem Tag, die oft schön sind. Wir haben Schreibübungen gemacht, wir haben darüber gesprochen, warum uns manche Texte berühren, interessieren und andere eben nicht so. Auch über kleines Handwerkszeug beim Schreiben und ein bisschen über das Leben. Herausgekommen sind schöne kleine Texte, die wir gestern Abend bei TIRANA TIMES in der Peter Boghdani vorgestellt haben. Die Studenten haben gelesen. Ich habe moderiert. Ich war stolz.  Aber ich musste, in einer Zwischenrede, vielleicht auch ein bisschen Deutsch sein. Ich finde es nämlich unverschämt, wenn man zu einer Lesung kommt, aber nicht, weil man zuhören will, sondern womöglich, weil man sich sehen lassen oder mit mir einen Termin vereinbaren möchte. Man kommt also

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16 - Albanien Warum wollen hier eigentlich alle jungen Leute nach Deutschland? Klar, lebe ich hier nicht für immer, aber ich bin nun seit drei Wochen hier, und alles, was ich um mich herum mitkriege, fühlt sich kein bisschen schlechter an als in Deutschland. Außerdem sehe ich, dass sich in diesem Land, seit ich das letzte Mal hier war, (2015), ziemlich viel bewegt hat, verändert. Dass sich klassische europäische Standards etablieren und vor allem, dass es Leute gibt, die ziemlich was auf die Beine stellen, und damit auch noch sehr gut Geld verdienen. So zum Beispiel Altin Prenga von Mrizi i Zanave, einem Agritourismo und Slow- Food Restaurant, tief in der albanischen Pampa (aber echt!), gut eineinhalb Stunden von Tirana entfernt. Vor zehn Jahren hat er sein Slow-Food-Konzept mit seinem Landwirtschaftsbetrieb begonnen, vor acht Jahren mit seinem Restaurantbetrieb. Er arbeitet mit zweihundert Familien aus der Region zusammen, die ihm alles bringen, was sie in ihrem Garten haben.

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15 - Tirana Gar nicht gut ist: wenn bei engen Freunden etwas Schlimmes passiert  und man nicht da ist. Auch nicht so gut: sowas wie Grippe und schlechter Schlaf. Was grade noch geht: die Sache mit der Ehekrise in der Nachbarswohnung und Wasserausfall. Was nicht ganz schlimm ist, aber auch nicht so schön: Taubenscheiße auf dem Balkon und lieb Lächeln bei zu-spät-kommen.  Ich habe keine Ahnung, wie sich das mit dem Heimweh genau verhält. Ich habe es selten, ich habe manchmal Sehnsucht. Aber Heimweh eher nicht so, weil ich mich schnell irgendwo zuhause fühlen kann. Hier in Tirana zum Beispiel war das gar kein Problem. Bereits vor drei Jahren nicht. Und auch dieses Mal nicht. Ich habe schnell Orte gefunden, an denen ich mich wohl fühle. Wo ich gerne einen Cafe trinke, gerne zu Abend esse, Wasser kaufe, kurz was rede. So. Es gibt Wege durch die Stadt, die mir gefallen und es ist kaum mehr notwendig, meinen Tirana-Stadtplan aufzuklappen. Meist weiß ich, wo ich bin. Ich kenne mich aus

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14 - Hier so: Die Zeit rennt. Es bleiben mir noch genau neuneinhalb Tage inklusive heute. So lange war ich beim letzten Mal (vor drei Jahren) hier. Als ich gestern Alketa vom Goetheinstitut sagte, dass es wohl gar nicht mehr reicht, noch nach Berat zu fahren, meinte sie: Du hast soviel gesehen schon und soviel gemacht! Und dass das nicht schlimm sei. Ich finde es ein bisschen schlimm. Ich würde gerne alles sehen. Aber ich habe zuviele Termine noch und außerdem zuviele Dinge noch vor. Zum Beispiel möchte ich nächste Woche noch mit albanischen Jugendlichen über Hoffnungen und Träume sprechen, und warum sie Deutsch lernen, ich würde gerne noch die Roma-Familie finden, mit der ich (untern anderen) vor drei Jahren gesprochen habe, aber bisher weiß ich nicht, wo sie ist. Ich möchte mit den Jugendlichen und jungen Leuten aus meinem Schreib-Workshop eine coole Abschlusslesung machen. All sowas.  Heute kommt A. und ich freu mich darauf, mit ihm hier herumzulaufen, ihm Orte zu zeigen, die

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13 - Shkodra  Wahrscheinlich habe ich es nicht geglaubt, bis ich es gesehen habe. PAULA ist auf Albanisch erschienen. Und als ich das (schön gemachte) Buch von Silvana (meiner albanischen Verlegerin) beim Essen in die Hände gedrückt bekomme, muss ich weinen. - Vielleicht wegen Paula, der echten. Also meiner Großmutter, die es jetzt bis Albanien geschafft hat. Den ganzen Tag laufe ich herum mit so einem heiter melancholischen Gefühl, so einer Dünnhäutigkeit, als könne mich alles noch leichter bewegen als sonst. Ich glaube es ist so. Und ich bin froh, um den Schutz meines Begleittrupps.  Es sind zwei intensive Tage, in denen ich das Gefühl habe, alle zeigen sich näher, als gewöhnlich, Arian, wenn er die (albanische) Einführung für mein Buch hält, die ich nicht wirklich verstehe, aber die mir wie eine verdichtete Erzählung vorkommt; Silvana, wenn sie mir über ihre eigene Großmutter erzählt und Stellen aus Paula, in denen sie Augenblicke wieder gefunden hat, die sie sehr angeg

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On the road - 5 Das wird jetzt ein Turbo-Blog. Weil ich - zwar zurück in Tirana seit gestern Abend - in einer halben Stunde schon wieder los muss, wir fahren nämlich im Team-Bus nach Shkodra, wo ich heute am Abend lese. Mit Alketa und Christian vom Goethe-Zentrum und Arian und Silvana Leka, die mein Buch auch Albanisch gemacht haben: Es erscheint heute! Aber ich glaube, ich schaff das in der Kurzversion, weil alles eigentlich zusammenhängt. Die Ehekrise, der Mercedes 220D, das Busfahren und so weiter. Gestern also stieg ich um 11:00 Uhr in Sarande am Ionischen Meer ganz im Süden von Albanien in einen Kleinbus nach Vlora. Obwohl ich bereits eine halbe Stunde vor Abfahrt dort war, schaffte ich es nur mit großem Nachdruck, einen Platz in der ersten Bank zu ergattern, was ich unbedingt wollte. Später aber bereuen würde. Wegen meiner Höhenangst. Wir fuhren also los, 11:30 der Adria entlang durch die Berge, in Himare dachte ich, da hätte ich hinfahren sollen, weil endlich war mal ei

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On the road - 4 Ich könnte jetzt allerlei Schönes über Gjirokastra schreiben, aber ich habe keine Lust dazu. Keine Ahnung, wieso. Vielleicht weil man alles auch im Reiseführer lesen kann. Ich bin aber keine Reisführerin und will auch keine sein. Ich habe mich dort top wohlgefühlt, egal wo ich war und vielleicht auch deshalb, weil ich nicht die einzige Fremde war. Das hat mich in eine gute Position gebracht. Endlich konnte ich mal wieder ganz unverschämt kucken. Das tue ich anscheinend nicht so gerne, wenn ich alleine fremd bin und alle Blicke nur auf mich gerichtet sind. Ich schaue eher weg, wenn ich zuviel angeschaut werde. Was mir erst jetzt klar wird. Und dass es einen Unterschied macht, ob ich in Frankreich, Spanien, Portugal oder Italien unterwegs bin. Oder eben in Albanien. In Albanien sieht man mir das Fremdsein an. Bist Du Italienerin? Bist Du Französin? Werde ich in Tirana oft gefragt. Selten, ob ich Deutsche bin. Woran man mein Fremdsein so genau sieht, weiß ich nicht.

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On the road - Tag 3 Keine Ahnung, wo ich nun anfangen soll. Der Tag war lang. Ich bin seit 5:10 Uhr auf. Saß fünfeinhalb Stunden im Bus, davon bin ich drei Stunden so durchgeschaukelt worden, dass mein IPhone-Schrittzähler dachte, ich laufe. Ich wurde gefahren. Mit einem Minibus durch die Berge am Rande der Albanischen Grenze zu Griechenland. Ich hatte dabei ziemlich gemischte Gefühle. Einerseits fand ich es ganz cool, dass ich in diesem Bus sitze, dessen Federung mir so ein Kettcar-Gefühl verschaffte und dessen Frontscheibe gerade so gut geputzt war, dass der Fahrer ausreichend hinausschauen konnte. Auch wie voll der Bus war und was immer noch hineinpasste an Gepäck, Kartons und Säcken. Soviel, dass der Gang nicht mehr begehbar war. Und 16 Menschen saßen auf 14 Plätzen. Fand ich gut. Es hat mich auch nicht besonders beeindrucken können, dass der Fahrer mit angezogener Handbremse und Vollgas so lange aus der Stadt rausgefahren ist, bis es die unsensibelste Nase auch riechen kon

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On the road - Tag 2 Korca.  Ich steige aus dem Bus, der so ein IVECO-Transporter mit Sitzplätzen ist. Es war nicht wirklich gemütlich darin, weil sich innerhalb der kurzen Zeit, die die Fahrt von Pogradec hierher dauerte, eine Geruchsmischung aus Schweiß, Mottenkugeln und Knoblauch darin ausbreitete und auch die Menschen nicht wirklich freundlich kuckten. Eher so wie in der Münchner U-Bahn am frühen Morgen.  Ich steige also aus und bin sofort umringt von Leuten, die mir etwas aus ihrem Bauchladen anbieten wollen oder mich mitnehmen in den Markt hinein. Oder sonst was. Es ist erst halb elf morgens und mir ist das ziemlich zuviel. Weil ich kein mobiles Netz habe, habe ich keine Ahnung, wo genau ich mich befinde. Wahrscheinlich sehe ich so auch aus. Deshalb beschließe ich, angesichts der Bedrängung, dass ich erst mal loslaufe.  Ich gehe keine Minute und peng, stehe ich in einer komplett anderen Umgebung. Alles hier ist ein bisschen wie in Norwich. Entschudligen sie den Vergl

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On the Road - Tag 1 So habe ich mir das vorgestellt. Oder eher: gewünscht! Als ich in Tirana in den Furgon nach Pogradec einsteige, einen Bus, der etwa ein Drittel des Maßes eines normalen Busses hat, setzt mich der Fahrer direkt hinter sich. Ich habe keine Ahnung wieso, vielleicht findet er, ich schaue so aus, als müsse ich mich auf der Fahrt leicht übergeben und muss deshalb nahe am Ausgang sitzen. Ganz gleich warum, es ist der perfekte Platz. Ich sehe alles. Und ich höre gut. Über mir ist ein Lautsprecher angebracht, aus dem die ganzen zweieinhalb Stunden Fahrt vom Balkankitsch über den Balkantechno alles laufen wird, was mir das Gefühl gibt: ich bin nicht zuhause. Der Bus ist proppenvoll, der Fahrer hat auch noch einen Beifahrer, der sich auf den Ausklappsitz neben ihn setzt. Auf dem Weg aus der Stadt heraus muss der Bus ein paar mal abrupt bremsen. Ich halte mich fest und sehe, der Beifahrer hat einen Sicherheitsgurt. Ich untersuche meinen Sitz nach einem Sicherheitsgurt.

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Tirana - 7 Ich packe. Tatsächlich werden der kleine Rucksack und ich ab morgen für fünf Tage durch Südostalbanien reisen. Es gibt gewisse selbst auferlegte Einschränkungen: Ich fahre nur mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Konkret sind das Busse und Minibusse, sogenannte Furgons, von denen die Einheimischen wissen, wann sie fahren, aber alle anderen nicht. Wenn ich hier erzähle, was ich ab morgen vorhabe, schauen alle ziemlich anerkennend, sagen Sachen wie "uui" und "oh" und die Studenten im Schreibseminar, das ich hier gebe, fragten mich heute, ob ich denn Albanisch könne. Nein, kann ich nicht. Ich kann 'faleminderit' sagen, das heißt 'danke', und 'ja' und 'nein' kann ich auch. Mehr geht (noch) nicht. Und also fragten sie mich, ob ich dann in albanischer Begleitung reise. Auch das nicht. Obwohl auch Alketa vom Goethe-Zentrum mir das vorgeschlagen hat, habe ich abgelehnt. Ich denke mir, dass ich mit Mitte zwanzig auch mit einer Lan

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Tirana - 6 Das Mullixhiu ist das Lokal hier, über das man im Ausland am meisten spricht. Kochen tut da Bleda Kolar, er hat die Slow Food Bewegung hier in Albanien bekannt gemacht, im Noma in Kopenhagen und bei anderen guten Adressen sein Handwerk gelernt, und wenn man so ein Glück hat, wie ich, dann darf man da ganz umsonst essen. Ich war nämlich gestern Abend auf Einladung der Deutschen Botschaft bei einem Event da, das hieß "Beyond the Currywurst", da haben eine Köchin aus Bremen, Luka Lübke, und eben Bleda Kolar gemeinsam ein siebengängiges Menü entworfen. Es hat so gut geschmeckt, dass ich manchmal vergessen habe ein Foto zu machen, bevor ich anfing zu essen, aber ich finde die Fotos deshalb 1000 Mal authentischer. Ich kenne jetzt außerdem den Food-Manager vom Hilton Tirana und seinen Mann, Valbona Shujaku, die superentspannte Kulturministerin Albaniens, die aus dem Kosovo stammt, und die coole Alma mit der verrauchten Stimme, die jede Woche eine vierzigminütige Se

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Tirana - 5 Heute vor einer Woche bin ich hier angekommen. Jetzt bin ich da, habe ich gedacht. Und irgendwie hat das ja auch gestimmt. Aber eben nicht wirklich. Es ist, glaube ich, das Adrenalin, das einem dieses Gefühl gibt. Alles ist neu, alles ist anders, und die Notwendigkeit, sich damit zurechtzufinden, lässt gar nicht zu, dass man darüber nachdenkt, wie sich alles Neue anfühlt.  Am Samstag hat sich das Adrenalin verabschiedet.  Am Bazaar wollte mir jemand zehn kleine Feigen für umgerechnet fünf Euro verkaufen, was teurer ist als bei unserem Türken in München. In einem Restaurant wurde ich zuerst für fünfzehn Minuten gar nicht beachtet, dann wurde mir die Speisekarte hingelegt, ohne dass ich gefragt wurde, ob ich etwas trinken möchte, und schließlich liess man mich weitere zehn Minuten unbeachtet sitzen. Ich bin gegangen und habe mir einen freundlicheren Ort gesucht. Dabei fiel mir das Glück ein, immer die Wahl zu haben. Ich bin nicht hier, weil ich zuhause in Not bin, n

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Tirana - 4 Die durchschnittliche Lebenerwartung in Deutschland ist 81,09 Jahre, die in Albanien 78,01. Ich habe das gerade nachgeschaut. Die Zahlen stammen für beide Länder aus dem Jahr 2015. Ich weiß auch nicht, wie ich drauf gekommen bin, mich dafür zu interessieren, aber möglicherweise deshalb, weil es ständig kein Wasser gibt in meinem Haus. Ich weiß schon, das klingt merkwürdig, aber stellen Sie sich mal vor, Sie gehen abends schlafen und haben kein Wasser zum Zähne putzen und stehen morgens auf und haben kein Wasser zum Zähneputzen. So ist das hier in meinem Haus nämlich. Ich erlebe das seit Montag, aber ich vermute, es geht schon länger so. Das Wasser in meinem Haus läuft ziemlich genau zwei Stunden lang, dann ist es wieder aus. In diesen zwei Stunden befülle ich inzwischen den Wasserkocher, eine große Plastikwanne und eine dicke Wasserflasche. Ich dusche, putze mir gründlich die Zähne und ich rege mich nicht auf. Ich rege mich auch in den restlichen zweiundzwanzig Stunden

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Tirana - 3 Entschuldigung, wenn ich jetzt hier aus meinem Haus heraus plaudere. Aber ich muss das loswerden. Weil teilen hilft. Oder jedenfalls hoffe ich das. Musikhören hilft auch, wenn ich es laut genug tue, aber das geht beim Einschlafen und beim Aufwachen nicht so gut. Ohropax hilft nur bedingt. Es geht nämlich um eine lautstarke Ehekrise. Sie findet neben meinem Schafzimmer statt, das vielleicht nicht die dickste Wand hat, aber immerhin ist sie aus Beton. Das habe ich schon herausgefunden in meiner Angst, die Ehekrise könnte plötzlich in mein Zimmer hereinfallen. - Aber zur Sache: Ich mag Frauen sehr. Und käme es hart auf hart, würde ich wahrscheinlich eher für mein eigenes Geschlecht einspringen, als für die Männer. Im Falle dieser Ehekrise ist das nicht so. Denn neben mir brüllt am späten Abend wie am frühen Morgen eine Frau jeweils eine gute Stunde lang in der Lautstärke einer veritablen Sirene: Aufdringlich und biestig und ziemlich hysterisch brüllt sie auf einen Mann e

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Tirana - 2 Hier ist nicht Tag der Deutschen Einheit. Außer am Goethe-Institut und in der Deutschen Botschaft.  Da schon. Trotzdem kommt es mir ein bisschen vor, als hätten die Menschen Mittags um zwei Uhr alle Zeit der Welt. So wie ich. Obwohl ich sie ja gar nicht habe, weil ich schreiben muss und dies nur meine Mittagspause ist, in der ich nun auch schreibe. Ich sitze bei einem albanischen Griechen herum, irgendwo beim Theater, der mir, als ich sage, dass ich kein Fleisch möchte, Würstchen anbietet, was ich ein bisschen bayerisch finde. Womit ich schon wieder bei den Vergleichen bin, die mir mein Mann gestern quasi verboten hat, weil er Sorge hat, ich mache mich hier unbeliebt. Deshalb sage ich jetzt nicht: dass das Wasser für fast 24 Stunden ausgefallen ist, wundert mich nicht, das ist wie in - (Piep) -, sondern ich sage lieber: man wartet hier auf das Entgegenkommen der Demokratie, und dann fließt auch das Wasser beständig. Ich komme darauf, weil ich gestern Abend den unterh

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Tirana -  1 Meine Strasse Jetzt bin ich da. Und ich schaue über das alte Tirana hinweg auf die albanischen Berge und sie sind ganz nah. Wie alles. So, als ob ich nahtlos anschließe an die neun Tage aus dem Jahr 2015, was aber nicht stimmt. Obwohl wir auf dem Weg vom Flughafen zurück in die Stadt durch Straßen fuhren, die ich bereits kannte, so wie ich Alketa (sie leitet das Goethe-Institut hier) und Landi (den Fahrer) kannte, war nichts wie es war. Drei Jahre Tirana sind nicht drei Jahre München. Alles verändert sich schnell, wächst, boomt, modernisiert sich, alles will schöner, besser, europäischer werden, Gebäude, Cafes, Restaurants und klar: wird es. Irgendwie. Aber, sagte Alketa im Auto, vieles ist wie Du es kennst, den Roma geht es nicht besser, der Korruption auch nicht, die Arbeitslosenzahlen sind hoch und werden geschönt, und wie männlich das Land dominiert ist.   Same same. In der Wohnung empfangen meine Gastgeber, Arian und Silvana von POETEKA mich sehr herzlich,